10.12.09

mal umgekehrt

So fühlt sich das also an - Franzi muss in der Früh raus und ich könnte rein theoretisch liegen bleiben. Praktisch schaut das natürlich anders aus, denn erstens steht Franzi nicht zu unchristlichen Zeiten sondern erst gegen neun Uhr auf, zweitens geht er dann nicht ins Büro sondern macht ein paar Tandemflüge und drittens hält mich bei der Aussicht auf einen schönen Flug ja selber nichts mehr im Bett.

So in etwa gestaltet sich momentan unser Leben nachdem wir einen zweitägigen Flughafenmarathon von Fortaleza nach Iquique überstanden haben. Hier in Iquique angekommen wussten wir rasch, dass uns hier so schnell nichts mehr weg bringt. Da hier im Flightpark "Altazor" Tandempiloten immer gefragte Leute sind wird auch unsere Reisekassa etwas aufpoliert.

Vormittags heißts also um neun raus aus den Federn um so gegen 11 Uhr in Alto Hospicio am Startplatz zu stehen. Bezüglich hübscher Tandempassagiere brauche ich mir gottseidank keine zu Sorgen machen, da sich die einheimischen Piloten sowieso jedesmal die Mädchen krallen. Da der Wind am Startplatz fast minütlich zulegt ist es ratsam sich nicht allzulange Zeit zu lassen. Tandems benötigen schon mal mehr als einen Starthelfer - und den einen oder anderen schleift es trotz Helfer schon mal quer über den Startplatz - mit Passagier versteht sich natürlich. Zerissene Hosen, Tshirts und Jacken bleiben also nicht aus. Je nach Lust, Laune und Flugbedingungen lande ich entweder hinter der Düne beim Flightpark oder mit Franzi am Strand. Geflogen wird hier ja sowieso jeden Tag. Entschließt man sich am Strand zu landen muss zuerst mal Iquique mit sage und schreibe zwei Notlandeplätzen überflogen werden. Genug Höhe sollte man also schon haben. Meint nun jemand - ach es gibt sicher auch Strassen wo man landen könnte - ist er entweder völlig lebensmüde oder er war noch nie in Iquique. Sämtliche Strassen sind mit Stromleitungen zugepflastert.

Wenn der Wind am Startplatz zu stark zum starten ist, kann trotzdem noch nett geflogen werden. Ab 16 Uhr fahren fast täglich ein paar Autos nach Palabuce - einem großen Sandkasten. Von einigen hier auch Gleitschirmfriedhof betitelt. Wir alle wissen ja, dass der Gleitschirm nicht unbedingt gut Freund mit dem Sand ist, sondern eher eine Hassliebe pflegt. Im Sandkasten wird bis halb neun gegroundhandeld, geflogen und gestartet, gelandet, gegroundhandeled, gestartet, geflogen, .... nicht zwingendermaßen in dieser Reihenfolge - aber lustig ist es auf alle Fälle. Für mich ideal, da ich doch enormen Nachholbedarf im Groundhandling habe - aber es zahlt sich aus - meine Künste werden verfeinert oder besser gesagt sie wurden grad mal erst geboren. Wie bereits in Canoa braucht man sich auch hier um sein leibliches Wohl keine Sorgen zu machen, da man immer wiedermal mit dem Sand zwangsverköstigt wird - hmmm lecker - es gibt ihn hier sogar in mehreren Farben.

Geflogen wird hier also fast den ganzen Tag, und reichts einem doch mal, gibts immer noch ein paar nette Sachen zu machen wie z.B. ein schöner Spaziergang am Strand, ein Bummel durch die Stadt oder der Besuch der Zollfreien Zone. Besonders zu empfehlen ist natürlich der Strandspaziergang, jedoch kann es schon vorkommen, dass man mit massenhaft wunderschönen Muscheln, abgerissenen Korallen, Quallenbegegnungen und einer Menge an Fotos wieder nach Hause kommt - mitnehmen dürfte man natürlich nichts - aber wenns doch sooooooooo schön ist.

Beim Bummeln an der Praia Brava trifft man unter anderem auf Lamas, Krokodile, Schildkröten, Möven und grunzenden Pelikanen auf Palmen - also nur die Pelikane sind auf Palmen die restlichen Tiere befinden sich schon auf Grund oder unter Wasser, eingesperrt oder freilaufend.


Von mehreren Seiten wurde uns ein Besuch der Zofri (Zollfreie Zone) empfohlen - einer Halle mit 6000 kleinen Geschäften, wo man anscheinend billig Ware erwerben kann. Von der langen Fahrt mit dem Bus und den überfüllten Geschäften hat uns natürlich keiner erzählt. Dort angekommen suchen wir etwas ausgehungert nach Essbarem und finden sogar einen kleinen Sushiladen. Voller Tatendrang machen wir uns anschließend ans shoppen und kommen nach etwa 2 Stunden mit sagenhaften vier Stück wiederaufladbaren Batterien raus. Ein Formel1 Fahrer am Steuer unseres Busses zeigt uns bei der Heimfahrt dann noch was so ein alter Kasten drauf hat. Mann sind wir froh, da wieder lebend aussteigen zu können.

Da holt man sich doch lieber ein paar blaue Flecken beim Junglespeed spielen. Stimmt richtig gelesen - eine (von aussen betrachtet völlig verückt gewordene) Meute deckt nach der Reihe eine Karte auf, und stürzt sich bei bestimmten Konstellationen auf den in der Mitte stehenden Holzklotz. Gekämpft wird bis zum Umfallen - und das im wahrsten Sinn des Wortes - mein in der Zwischenzeit blau, grün, violett, schwarz gefärbter Fleck am Allerwertesten zeugt von vollem Körpereinsatz.

Als Käfer Ersatz dienen uns zwei Kolibri Babies - zwar etwas ungeeignet zum kuscheln und mit unserer Katze wären Sie auch nicht sehr erfreut, aber extrem süß zum ansehen.

2 Kommentare:

Anonymous said...

sehr sehr coole pics ... da wird man echt neidisch!!!

Evgeny said...

ahaha, die Stromleitungen sind nicht zu übersehen :) wie ein nest :)))))))

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